Die Grotte von Domme

Ein Dorf auf Tropfstein gebaut

Die Form des Felsplateaus in rund einhundertfünfzig Metern Höhe über der Dordogne bestimmte die Planung von Domme. Beim Bau der Bastide Ende des dreizehnten Jahrhunderts ahnten die Bauherren nicht, dass sich unter den Häusern, Straßen und Wegen ein ausgedehnter Hohlraum befindet. Im Jahr 1912 stolperten zwei Kinder, im Steilhang auf der Jagd nach Vögeln, zufällig in ein Loch im Felsen mit dahinter verborgenen Hohlräumen. Die Entdeckung entpuppte sich als die größte natürliche Grotte des Périgord Noir. Heute gelangt man durch einen eigens angelegten Eingang unterhalb der aus dem siebzehnten Jahrhundert stammenden Markthalle in die Höhle. Geschickt angebrachte Lichtquellen lassen die bei absoluter Dunkelheit gewachsenen Skulpturen im Auge des Betrachters Form annehmen. Unzählige Stalagmiten und Stalaktiten, an einigen Stellen zu Säulen, zu Stalagnaten vereinigt, haben sich innerhalb von Jahrtausenden gebildet. Die Höhle erstreckt sich leicht abschüssig auf einer Länge von rund fünfhundert Metern im Schnitt zwanzig Meter unter den Gebäuden von Domme.

Heute geht man davon aus, dass diese Grotte schon sehr lange vor der Gründung des Städtchens von Menschen aufgesucht worden war. Dafür sprechen Töpfereien, Bison- und Nashornknochen, welche gefunden wurden. Vermutlich hat dann die Grotte während des hundertjährigen Krieges der geschundenen Bevölkerung immer wieder als Ort der Zuflucht und des Schutzes gedient. Malereien wie beispielsweise in Lascaux sind nicht auszumachen. Bis schließlich die beiden Kinder einen Höhleneingang entdeckt hatten, war die Grotte in Vergessenheit geraten.

Einritt in den ersten Saal: Der Gang links gibt einen Einen Einduck von der Dimension

Einritt in den ersten Saal: Der Gang links gibt einen Einen Einduck von der Dimension

Josephine Baker engagierte sich

Domme mit seinen aktuell rund eintausend Einwohnern ist schon für sich betrachtet ein Magnet für Touristen. Durch die Grotte wurde die Attraktivität noch beträchtlich gesteigert. Beim Ausbau der Höhle wurde peinlich darauf geachtet, ihren Charakter nicht zu verändern. An den Kosten der Arbeiten beteiligte sich die Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin Josephine Baker. Sie hatte im Jahr 1947 das rund zwanzig Kilometer entfernt gelegene Château des Milandes gekauft, welches sie mit ihren zwölf adoptierten Kindern, ihrer „Regenbogenfamilie“, bewohnte. Das Schloss kann heute besichtigt werden.

Schwierige Eigentumsverhältnisse

Seitwärts befinden sich immer wieder Aushöhlungen zwischen 50 und 150 Zentimetern Höhe

Seitwärts befinden sich immer wieder Aushöhlungen zwischen 50 und 150 Zentimetern Höhe

Es gab viel zu regeln, bevor die Grotte für den Tourismus erschlossen werden konnte. Als ganz besonders komplex erwies sich die Klärung der Eigentumsverhältnisse von Grund und Boden. Denn eigentlich hätten die Eigentümer der Grundstücke Anspruch auf die einzelnen Grottenabschnitte unter sich gehabt. Die Verwaltung schaffte es jedoch, mit den Grundstückseigentümern einen Kompromiss auszuhandeln, wonach mit Ende des zweiten Weltkrieges die Grotte touristisch genutzt werden konnten. In der Folge ließ man sich Zeit damit, die Grotte begehbar zu machen, weil bereits im Vorfeld mögliche Schäden verhindert werden sollten. So wurde die Grotte erst im Jahr 1954 vom Ortszentrum aus zugänglich gemacht.

Grandiose Eindrücke

Die Grotte de Domme ist relativ sicher begehbar, dennoch muss man sich an der einen oder anderen Stelle recht klein machen. Sie sollte schließlich nicht nur weitgehend ursprünglich erhalten werden. Die Besichtigung sollte auch zu einer Entdeckungsreise werden.

An der Decke wachsen die skurrilsten Formen, hier wir Haifischzähne geformt mit einer Kantenlänge von etwa zwanzig Zentimetern

An der Decke wachsen die skurrilsten Formen, hier wie Haifischzähne geformt mit einer Kantenlänge von etwa zwanzig Zentimetern

Im Eingangsbereich sind Knochen von Nashörnern und Bisons ausgestellt, die in der Höhle gefunden wurden. Schon der erste Eindruck ist überwältigend. Die Höhlendecke ist übersät mit kleinen, dünnen, hellen Stalaktiten, den sogenannten Fistuleuses. Zur Seite hin hängen und stehen größere Stalaktiten und Stalagmiten. Effektvoll beleuchtet eröffnet sich dem Besucher so etwas wie ein lang gestreckter Saal.

Ein Panorama-Aufzug bringt den Besucher wieder auf Ortsniveau

Ein Panorama-Aufzug bringt den Besucher wieder auf Ortsniveau

An den Seiten befinden sich in kleineren Höhlen und Aussparungen Sinter-Skulpturen, von denen keine der anderen gleicht. Im Anschluss gelangt man in einen zweiten, höheren Saal mit zwei Wasserbassins, die im Jahr 1954 künstlich angelegt worden waren. Der Kalkstein an der Decke ist hier gespalten. In diesem „Karst“ mäandern sozusagen winzige Wasserläufe. Je mehr Wasser hier arbeitet, desto größer werden die Risse. Daher sind an solchen Stellen die Stalaktiten entlang dieser Risse in einer Linie angeordnet. In diesem Saal befinden sich die größten Stalagmiten der Grotte. Ihre Formen lassen die fantastischen Interpretationen des kreativen Betrachters in ungeahnte Bereiche schießen. Im „kleinen Saal“ sind einige Formen sogar lichtdurchlässig.

Nach fünfhundert Metern nähert man sich dem Ende der Grotte. An der Decke ist ein tiefer und langer Spalt zu sehen. Auf halber Höhe des Tales verlässt der Besucher die Grotte und wird von einem befreienden Blick auf die Dordogne belohnt. Mit Hilfe eines stilistischen Stilbruches, eines Panorama-Aufzuges, der im Jahr 1992 fertiggestellt wurde, wird der Besucher wieder auf das Niveau von Domme zurück gebracht.

2018-08-13T00:09:35+00:0021 Oktober 2017|